Geschichte der Ev.-ref. Kirche in Salzbergen

Im Jahr 1891 wurde in Salzbergen nach dem Zuzug vieler reformierter (calvinistischer) Gleisbau-Arbeiter aus den Niederlanden eine ref. Konfessionsschule für die Kinder dieser Familien eingerichtet, so wie es damals üblich war. Das ist auch das Gründungsjahr Ev.-ref. Gemeinde, wie es aus der Urkunde sowie dem Siegel hervorgeht.

Hervorgegangen ist sie aus der ref. Schulgemeinde, die für die Kinder der aus den Niederlanden migrierten "calvinistischen" Gleisarbeiter für die neuen Bahnlinien notwendigerweise eingerichtet wurde. Damals unterstand das Schulwesen in Gänze der kirchlichen Verwaltung.

1905 wurde ein eigenes Schulgebäude am Hügelweg errichtet, das gleichzeitig auch als Versammlungsraum für Gottesdienste vorgesehen war. Nach Ende des 2. Weltkrieges, als die großen Flüchtlingsströme auch Salzbergen erreichten, von denen viele aus evangelischen gebieten stammten, schnellte die Anzahl ev. Bewohner des Dorfes schlagartig an. Diese fanden ihre kirchliche Heimat zunächst im ref. Schulhaus, daneben aber auch in den Räumen der Mollkerei. Ihr damaliger Dirketor Hermann Reinicke sorgte äußerst umsichtig für "seine Schäfchen". Die Kirchengemeinde machte keine Unterschiede zwischen lutherischer und reformierter Konfession: Alle durften sich am Hügelweg beheimatet fühlen und auch den kleinen ev. Friedhof an der Rheiner Str. belegen. Betreut wurde die kleine Gemeinde aus der benachbarten Grafschaft, der Pastor von Ohne war in Personalunion auch Salzbergener Seelsorger. Pastor Becker erlangte auch hier eine gewisse Berühmtheit.

Als die Ev.-luth. Kirchengemeinde selbständig wurde und 1960 die Markuskirche erbaut wurde, war die Trennung unumgänglich und die Zahl der reformierten verringerte sich drastisch. Nach Auflösung der Konfessionsschulen Mitte der 1960Jahre wurde das Gebäude ausschließlich als Gemeindezentrum genutzt.

Daneben gab es bald das Küsterhaus, das dem Ehepaar Senk senior als Dienstwohnung überlassen war. Es entwickelte sich in der "pastorenlosen Gemeinde" als ref. Anlaufpunkt und auch zur Postadresse.

Mit der Zeit verfiel die ehemalige Schule jedoch mehr und mehr. Darum reifte ab Anfang der 1980 Jahre die Idee, an gleicher Stelle ein neues Gemeindezentrum zu errichten – für eine solch kleine Gemeinde mit damals etwa 130 Gliedern ein enormes Unterfangen. Aber mit langem Atem, kommunaler und kirchlicher Unterstützung – damals gehörte das emsländische Salzbergen reformierterseits in den Kreis Grafschaft Bentheim – konnten die Kirchbaupläne der Architektin und Kirchenältesten Christine Flege umgesetzt werden: 1984 wurde das heutige, wunderschöne und archtektonisch auffallende Kirchengbäude eröffnet. Bis heute versammelt sich die auf etwa 240 Glieder in 2010 angewachsene Gemeinde alle zwei Wochen zum Gottesdienst und ist einladende Gastgeberin innerhalb der Ökumene des Dorfes geworden.

Trotzdem reichte der Platz Ende der 1990Jahre für die angewachsenen Aktivitäten – besonders in der Kinder- und Jugendarbeit – nicht mehr aus. Das frei Grundstück hinter dem Küsterhaus konnte dann von der Kommune erworben werden, verbunden mit der Auflage, dort ein Gebäude für die Jugend zu errichten. Das wurde ebenfalls nach Plänen der Architektin Flege umgesetzt und mit viel Eigenleistung konnte im Jahr 2002 die so genannte Hügelburg als ökumenische Begegnungsstätte für Kinder und Jugendliche unter Beteiligung einer breiten Öffentlichkeit seiner Bestimmung übergeben werden. Für die Predigt des Festgottesdienst am 21. September 2002 reiste eigens die Pastorin Agnes Frenczel aus der damaligen ungarischen Partnergemeinde an.

Seitdem gab es am Hügelweg ein gewisses reformiertes Zentrum mit den drei Gebäuden und dem Garten. Allerdings wurde ebenso klar, dass dieses Volumen an Kostenträgern die kleine Gemeinde auf Dauer nicht würde schultern können. Weil sich zudem herausstellte, dass es wohl für das Küsterpaar keine Nachfolge mehr geben würde ergab sich 2008 die Möglichkeit, das Küsterhaus an die Familie Senk junior zu verkaufen:

Eine prägende Ära ging so zu Ende.

Das zeigt aber deutlich: Auch Kirche muss sich stets an sich verändernde Rahmenbedingungen anpassen, will sie zukunftsfähig bleiben.